FILMPRODUKTION (1) - DAS DREHBUCH, DIE SPITZE DES EISBERGS

Datum: 20. Januar 2011 --- Autor: Daniel Kosig (Regie & Postproduktion)

Das Drehbuch. So ziemlich jedem, der sich ein klein wenig mit dem Medium Film und der Entstehung von Filmproduktionen jeglicher Art beschäftigt, dürfte klar sein, dass es, nach dem Aufkommen einer Idee, den ersten handfesten Schritt auf dem Weg zu einem realisierten Projekt darstellt. (Exposé und Treatment lasse ich an dieser Stelle mal außen vor, da es sich hierbei im Grunde genommen um Vorstufen des fertigen Drehbuchs handelt, deren besondere Merkmale in einem eigenen Blogeintrag behandelt werden sollten.)

Was zeichnet ein gutes Drehbuch aus?

Die Frage, wann ein Drehbuch positiv ins Auge sticht, ist nicht so einfach zu beantworten, da dieser Eindruck erst durch das komplexe Zusammenwirken vieler verschiedener Faktoren entsteht. Viele Menschen würden sagen, dass es von einer fesselnden Grundidee abhängt. Aber wenn wir ehrlich sind, reicht das oftmals auch nur aus, um am Ende eine gerade mal mittelmäßige Filmproduktion in den Händen zu halten, besonders wenn es um Spielfilme geht. Die Geschichte mag uns auf intellektueller Ebene angesprochen haben, aber wenn die unzähligen anderen Bestandteile des Films nicht stimmig realisiert wurden, bleibt es ein unprofessionelles Werk.

Oftmals wird übersehen, dass das Drehbuch nur die Spitze des Eisbergs darstellt. Es ist eine Richtlinie, an die sich der Regisseur bei seiner Inszenierung hält. Ein großer Teil dessen, was später auf der Leinwand oder dem Fernsehbildschirm zu sehen ist, befindet sich jedoch nur angedeutet oder sogar überhaupt nicht in der schriftlichen Vorlage wieder. Damit ist nicht die Rahmenhandlung gemeint, sondern das, was unterschwellig vermittelt wird, wenn die Schauspieler miteinander agieren, oder auch das, was der Regisseur durch seine Kombination aus Bild- und Tonebene und deren individuelle Gestaltung an Persönlichkeit mit einbringt. Das mag alles noch sehr abstrakt klingen, aber wenn man sich ein bisschen mit der Materie beschäftigt, entwickelt man ein Gespür dafür, welche Details im Drehbuch uns Aufschluss über den großen Teil des Eisbergs geben, der sich unter der Oberfläche versteckt. Das Vorhandensein dieser Details ist am Ende auch, was ein gutes Drehbuch von einem sehr guten unterscheidet.

Also ist das Drehbuch gar nicht so wichtig?

Dass ich das Drehbuch als "Richtlinie" bezeichne, soll es in keiner Weise abwerten. Ein stimmiges Drehbuch ist und bleibt unersetzbar. Fehler, die hier in der Logik, in der Dramaturgie oder in der Gestaltung der Dialoge begangen werden, können in der Inszenierung nur in einem gewissen Maß ausgeglichen werden und beeinflussen die Qualität einer Filmproduktion somit maßgeblich. Zudem eine fesselnde Grundidee zwar nicht die einzige Voraussetzung für einen gelungenen Film darstellt, natürlich aber ausgesprochen wichtig ist, wenn man ein Publikum dafür begeistern will. Um den Wert noch einmal zu betonen: Man sagt, dass jeder Film drei Mal entsteht. Das erste Mal als Schriftfassung, das zweite Mal während der Dreharbeiten, das dritte Mal im Schnitt. Die Filmproduktion kann währenddessen ihre Gestalt vollkommen behalten oder sich während jeder dieser Stationen entscheidend verändern. Definitiv lässt sich aber sagen, dass das Drehbuch die erste "Geburt" eines neuen Werks darstellt.

Einen Einblick, welche Fehler sich beim Schreiben einschleichen können, obwohl sie leicht zu vermeiden wären, finden Sie im zweiten Teil:

Filmproduktion (2) - Drehbuch: Redundanz & mangelnde Homogenität


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