FARBKORREKTUR (2) - DIE MACHT DER FARBEN

Datum: 03. Dezember 2010 --- Autor: Daniel Kosig (Regie & Postproduktion)

Im zweiten Teil unserer kleinen Artikelreihe beschäftigen wir uns mit dem konkreten Einfluss, den die Farbkorrektur darauf hat, wie ein Bild wahrgenommen wird. Wenn Sie den ersten Teil noch einmal lesen möchten oder dies noch nicht getan haben, können Sie es hier nachholen:

Farbkorrektur (1) - Warum sie Sinn macht

Der Ausgangspunkt: das unbearbeitete Rohmaterial

Farbkorrektur eines Musikvideos
Sehen wir uns nun also ein Beispielbild an, das aus dem Rohschnitt unseres Musikvideos "Rise" stammt. Es zeigt eine Frau in einem verfallenen Raum. Obwohl es farblich unbearbeitet ist, gibt es schon auf den ersten Blick einige Merkmale, die auf eine professionelle Filmproduktion hinweisen:

1. Es ist eine gewisse Unschärfe in der Tiefe zu erkennen
2. Es wurde offensichtlich mit Scheinwerfern ausgeleuchtet
3. Das Bild bietet einen guten Kontrastumfang
4. Es ist kein deutliches "Ausbrennen" heller Bereiche zu sehen (also dass große Bildteile nur
    noch aus rein weißen Pixeln bestehen)
5. In dunklen Bildteilen entsteht kein starkes Farbrauschen
6. Es ist keine übertriebene Kantenschärfung zu sehen

Das Bild mag noch nicht perfekt sein, aber die genannten Merkmale bieten eine gute Voraussetzung um in der Farbkorrektur auf ein ansehnliches Ergebnis zu kommen.
Richten wir unsere Aufmerksamkeit auf die problematischen Teile des Bildes:

1. Durch die etwas zu starke Orange-Färbung der Haut ist deutlich zu sehen, dass mit einer
    Mischung aus Kunstlicht und Tageslicht gearbeitet wurde.
2. Der naturalistische Look wirkt noch nicht sehr künstlerisch und passt eventuell nicht zur
    Intention des Musikvideos

Aufhellende Farbkorrektur

Werfen wir einen Blick auf die Möglichkeiten, die uns eine Farbkorrektur des Materials bieten kann. Bild 1 der Fotoanzeige (siehe unten) ist das unveränderte Originalbild. Die Bilder 2, 3 und 4 zeigen, wie sich der Eindruck verändert, wenn die Aufnahme immer heller korrigiert wird und die Hauttöne an das Umgebungslicht angepasst werden.

Bild 3 stellt dabei die "freundlichste" Variante dar. Die warmen Farbtöne wirken einladend, man kann förmlich die sommerliche Temperatur spüren, die am Drehort geherrscht haben muss - und das, obwohl sie in Wirklichkeit nur bei knapp über 10 Grad lag. Allein durch den Einsatz von Farben und Anpassung des Kontrasts hat sich auch die Ausstrahlung der Darstellerin verändert. Sie wirkt um einiges sanfter, als es im Originalbild der Fall war. Der Hintergrund ist immer noch ein verfallener Raum, doch schafft er es nicht mehr, dem positiven Gefühl, welches das Bild vermittelt, entgegen zu wirken. In Bild 4 wird der Eindruck durch eine weitere Aufhellung zwiespältig. Das Licht ist gleißend hell, was beim Zuschauer unterschiedliche Assoziationen wachrufen kann - abhängig vom Kontext der Aufnahme kann es beispielsweise unangenehme Hitze sein, einen höheren Glamour Faktor vermitteln oder auch für surreale Traum- bzw. Erinnerungssequenzen stehen.

Abdunkelnde Farbkorrektur

Probieren wir es mit der konträren Herangehensweise: Wie wirkt sich eine abdunkelnde Farbkorrektur auf das Bild aus? Bild 1 zeigt hierbei wieder das Original, die Bilder 2,3,4 und 5 sind verschiedene korrigierte Fassungen. Bild 2 wirkt trotz seiner Farbgebung nicht zwingend düster oder kalt, was vorrangig daran liegt, dass die Rottöne der Haut erhalten wurden.

Die Aufmerksamkeit wird noch stärker auf die Darstellerin gelenkt und durch die andersfarbigen Schattenbereiche wirkt die Aufnahme etwas plastischer. Bild 3 beinhaltet nur eine kleine Veränderung, die zeigen soll, dass die Veränderung einzelner Farbtöne, also beispielsweise des Kleids, bei gutem Ausgangsmaterial kein Problem darstellt. Dies kann beispielsweise nützlich sein, wenn ein Werbefilm von den Farben des Corporate Designs der auftraggebenden Firma dominiert werden soll. Bild 4 und 5 entfernen die natürlichen Hauttöne, womit der Gesamteindruck deutlich abkühlt. Die Aufnahme wirkt frostig und vermittelt in Bild 5 sogar eine nächtliche Stimmung. Die Ausstrahlung der Protagonistin wirkt nun beunruhigend und so düster wie ihre Umgebung. Die blasse Haut lässt sie fast schon geisterhaft erscheinen - genau richtig für die Intention unseres Musikvideos.

Resümee

An Hand des Beispiels lässt sich nachvollziehen, wie stark die Farbkorrektur eine Aufnahme beeinflussen kann. Natürlich gibt es noch unzählige weitere Möglichkeiten, welche Stimmungen durch eine Nachbearbeitung in der Postproduktion transportiert werden können. Der Kreativität sind hier keine Grenzen gesetzt.

Einen Ratgeber, welche Faktoren beachtet werden sollten, wenn man die Ästhetik einer Videoproduktion in Richtung "Film-Look" verändern möchte, finden Sie im nächsten Teil:

Farbkorrektur (3) - Großes Kino: Auf dem Weg zum berühmten "Film-Look"


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