FARBKORREKTUR (3) - GROSSES KINO: AUF DEM WEG ZUM "FILM-LOOK"

Datum: 09. Dezember 2010 --- Autor: Daniel Kosig (Regie & Postproduktion)

Im dritten Teil unserer Artikelreihe über Sinn, Auswirkungen und Vorgehensweise der Farbkorrektur beschäftigen wir uns nun mit dem berühmten "Film-Look". Wenn Sie die ersten beiden Teile noch einmal lesen möchten oder dies noch nicht getan haben, können Sie es hier nachholen:

Farbkorrektur (1) - Warum sie Sinn macht
Farbkorrektur (2) - Die Macht der Farben

Was bedeutet "Film-Look" überhaupt?

Die meisten Filmemacher und auch viele Kunden, die einen Auftrag als Videoproduktion realisieren lassen wollen, interessieren sich irgendwann dafür, wie es möglich ist, ihren Werbefilm, ihr Musikvideo oder ihren Spielfilm teurer aussehen zu lassen, als er eigentlich war. Das Wort "Film-Look" beschreibt dabei das Ziel, die Aufnahmen wie hochwertiges Filmmaterial erscheinen zu lassen und nicht wie (günstigeres) digitales Videomaterial.

Die Rolle der Farbkorrektur

Einleitend sollte gesagt werden, dass eine filmische Ästhetik nicht allein von der Farbkorrektur abhängt. Eine Vielzahl weiterer Faktoren spielt dabei eine große Rolle. Die farbliche Nachbearbeitung stellt in diesem Prozess den Schlusspunkt dar - sie macht aus einer gelungenen Aufnahme ein kinoreifes Bild. Allerdings ist sie auch in der Lage, bei einer weniger geglückten Aufnahme noch einen ästhetischen Eindruck zu vermitteln und kann damit den Unterschied zwischen einem unbrauchbaren und einem brauchbaren Bild machen.
Machen wir uns in diesem Artikel erst einmal Gedanken um die Faktoren, auf die idealerweise schon vor der Postproduktion geachtet werden sollte, um den Film-Look zu erreichen.

Ein Farbschema für die gesamte Videoproduktion festlegen

Es macht Sinn, schon während der Vorproduktion eine Vorstellung davon zu haben, welche Farben den fertigen Film prägen sollen, unabhängig davon, ob es sich um einen von den Unternehmensfarben des Auftraggebers dominierten Werbefilm oder eine ganz andere Videoproduktion handelt. Mit einem vorhandenen Farbkonzept lassen sich nämlich bereits bei der Beschaffung von Requisite und Kostüm, sowie beim Make Up der Darsteller stimmige Entscheidungen treffen.

Zur Verdeutlichung muss man sich nur einen Spielfilm ansehen, bei dem offensichtlich Wert auf ein bestimmtes Farbschema gelegt wurde. Bei genauerer Betrachtung wird auffallen, dass in einem Film, der vorrangig mit der Farbe Blau arbeitet, viele Raumwände blau oder in neutralen Farben (zum Beispiel Weiß oder Grau) gestrichen bzw. tapeziert sind und sich auch ein überproportional großer Anteil an blauer Kleidung an den Darstellern finden lässt.

Natürlich heißt das nicht, das absolut alle Objekte in dem Film dieser Farbgebung entsprechen, aber oftmals handelt es sich bei Abweichungen zumindest um Farben, die gut mit Blau harmonieren.

Licht richtig einsetzen

Ebenfalls wichtig ist das Licht am Filmset. Überstrahlend helle Bereiche im Bild werden von einer Digitalkamera als weiße Pixel aufgezeichnet, die Farbinformationen sind an diesen Stellen verloren und können im Nachhinein auch nicht mehr eingefärbt werden, ohne dass das Bild dadurch an Kontrast verliert. Wenn eine so starke High-Key Beleuchtung nicht zum Konzept des Films gehört, sollte sie eher vermieden werden.

Technisch bedingt ist es allerdings besser, etwas hellere Aufnahmen zu drehen, wenn das Endprodukt sehr dunkel werden soll. Da Digitalkameras in annähernd schwarzen Bildbereichen immer in einem gewissen Maß Farbrauschen erzeugen (was bei Filmkameras so nicht der Fall ist, also nicht dem Film-Look entspräche), erreicht man ein sauberes Bild nur, wenn die Abdunkelung erst in der Postproduktion erfolgt.

Abgesehen davon, hilft eine professionelle Lichtsetzung natürlich auch immer, ein Motiv plastisch wirken zu lassen und die Aufmerksamkeit des Zuschauers auf relevante Bildbereiche lenken zu können.

Die Kamera: Schlüsselelement auf dem Weg zum Film-Look

Auf die Kamera sollte sowohl in technischer als auch in künstlerischer Hinsicht besonders geachtet werden. Ein wichtiger Punkt ist die Bildkomposition, also wie und in welcher Größe ein Motiv in der Aufnahme platziert wird. Da dies aber stets kontextabhängig ist, lassen sich dazu keine pauschalen Aussagen treffen.

Prinzipiell ist es gut, wenn die Kamera einen großen Chip für die Aufzeichnung des Bildes besitzt (gängig sind beispielsweise 1/3 Zoll und 2/3 Zoll). Je größer der Chip, desto mehr Unschärfe kann die Kamera bei Tele-Einstellungen in Bildbereichen erzeugen, die außerhalb des Fokus liegen. Dieses Gestaltungsmittel wird bei Kinofilmen oft und gerne genutzt, da es die Aufmerksamkeit des Zuschauers lenkt und bei Nutzung verschiedener Tiefeebenen im Bild (unscharfer Vordergrund, scharfes Motiv, unscharfer Hintergrund) das Gefühl von Räumlichkeit verstärken kann - auch wenn Vorder- und Hintergrund bei einer Tele-Einstellung eigentlich näher "zusammen rücken", als es bei einer Weitwinkel Aufnahme der Fall wäre.

Optimal lässt sich diese Unschärfe erzeugen, wenn zusätzlich zum Tele die Blende der Kamera möglichst weit geöffnet wird. Falls das Bild dadurch überstrahlen sollte (je weiter die Blende geöffnet ist, desto heller wird es), bieten viele Kameras zuschaltbare ND-Filter, die das Bild wie eine graue Folie vor der Linse wieder abdunkeln können.

Zwei weitere Einstellungen an der Kamera sollten beachtet werden. Erstens ist es wichtig zu überprüfen, ob und in welchem Maß eine nachträgliche digitale Kantenschärfung bei den Aufnahmen erfolgt. Diese lässt das Bild zwar etwas schärfer erscheinen, erzeugt aber oftmals übertriebene Linien an den Rändern eines Objekts, die bei einer Aufnahme mit einer Filmkamera nicht entstehen würden und deshalb ebenfalls nicht gut für unseren angestrebten Film-Look sind.

Das Zweite sind die Kontrasteinstellungen. Echtes Filmmaterial bietet einen deutlich höheren Kontrastumfang als die meisten Digitalkameras. Sowohl in den hellen, als auch in den dunklen Bildbereichen sind beim Film mehr Details zu erkennen, als bei einer Videoproduktion. Dieser Tatsache lässt sich in einem gewissen Maße entgegen steuern, um dem Film-Look wieder ein Stück näher zu kommen: Wird das Motiv von der Kamera mit niedrigen Kontrastwerten aufgenommen, bleibt in der Postproduktion mehr Spielraum, das Optimum aus dem Bild herauszuholen. Ein weiß überstrahlender Himmel bei Außenaufnahmen lässt sich so beispielsweise recht effektiv verhindern.

Die Postproduktion ruft

Werden die genannten Faktoren größtenteils oder sogar vollständig beachtet und mit einer zum Filmkonzept passenden Kameraführung (Wahl der Einstellungsgrüßen, Einsatz von Stativ oder Handkamera, Gebrauch von fixen Blickwinkeln oder Kamerafahrten, ...) kombiniert, sind gute Voraussetzungen gegeben, um abschließend mit der Farbkorrektur ein filmreifes Ergebnis erzeugen zu können.

Einen genauen Einblick, wie man das Rohmaterial einer Videoproduktion mittels Farbkorrektur in Richtung Film-Look verändert, finden Sie im vierten Teil:

Farbkorrektur (4) - Filmreife Farben durch Postproduktion


Blog
AGB
Impressum
Kontakt
Sitemap              © Trilight Visions GbR 2010-11 | Filmproduktion | Fernsehproduktion | Werbefilmproduktion | Musikvideo-Produktion | Köln / Würzburg